Streuobst

Streuobst ist ein wertvolles Kulturgut und ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Die gute, alte Streuobstwiese ist Heimat für unzählige Insekten, Vögel, Kleinsäuger und Pflanzen. Die Anlage einer Streuobstwiese sollte dennoch wohl überlegt sein, denn „Schützen durch Nützen“ ist hier eine erfolgreiche Strategie. Für einen langfristigen Erhalt ist eine fachgerechte Pflege erforderlich. Wer keine Zeit für die Pflege, für die Ernte oder für die notwendige Weiterbildung hat, sollte sich eine andere Form der Flächennutzung überlegen. Jeder Apfel-, Birn-, Zwetschgen- oder Kirschbaum braucht Pflege, auch wenn immer von „extensiver Nutzung“ gesprochen wird. Die Bäume werden über die Jahre hinweg durch Schnitt aufgebaut, um eine gesunde, stabile und gut belichtete Krone zu entwickeln. Später ist die Erhaltung der Schlüssel zum Erfolg. Apfelbäume können 60 – 80 Jahre und Birnbäume sogar 200 Jahre alt werden. Wer Streuobst pflanzt, sollte sich also vorab überlegen, ob die Pflege gesichert ist. Wer kann die Bäume schneiden? Was passiert mit dem Obst? Es ist sicher positiv, einen Teil den Wildtieren zu überlassen, doch der größte Anteil sollte eine gute Verwendung finden. Ob die Ernte versaftet oder die Früchte eingelagert werden, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Bitte bedenken Sie, dass bei einer guten Ernte ein Baum mehrere 100 kg Obst liefert.

Bei der Anlage kommt es immer auf den Standort an, nicht jeder Platz ist geeignet. Standorte mit hohem Grundwasserstand, extrem trockene Lagen, Senken, in denen sich Kaltluft sammelt oder freie Lagen, an denen es sehr zieht und damit kalt ist, sind wenig oder nicht geeignet. Des Weiteren sind auch naturschutzfachliche Aspekte zu beachten. Auf Wiesenbrüterflächen, Biotopen oder sehr artenreichen Blumenwiesen ist die Anlage von Streuobstwiesen unter Umständen mitunter verboten, weil dadurch ein wertvoller Lebensraum beeinträchtigt oder sogar zerstört wird.

Vielfach besteht bei einer Beratung der Wunsch, gleich 20 oder 30 Bäume zu pflanzen. Ich finde den Weg einer langsamen Entwicklung meist besser, so kann der/ die zukünftige Streuobstwiesenbesitzer/in leichter in die Thematik hineinwachsen. Die Schnitttechnik kann erlernt werden und es klärt sich z.B. auch die Frage der Sortenauswahl anhand der Nutzung. Bei den Pflanzabständen sind etwa 10 m zwischen den Bäumen notwendig. So kann sich jeder Baum gut entwickeln und bekommt genug Licht zum Wachsen. Da große Gehölze Schatten werfen, sind ausreichende Abstände von etwa 20 Metern zu Wald und Hecken ein entscheidender Erfolgsfaktor, denn nur in der Sonne entwickeln die Früchte ihr volles Potential. Anzumerken ist auch, dass Hecken unter Schutz stehen und hier ein Bestand immer Vorrang hat.

Ein gut gewählter Standort für Ihre Streuobstwiese sichert nicht nur eine gute Ernte, sondern verringert zudem die Krankheitsanfälligkeit und sorgt für wüchsige Bäume. In einer klassischen Streuobstwiese werden i.d.R. Hochstämme gepflanzt. Durch die höheren Stämme und ausreichend große Pflanzabstände wird eine maschinelle Mahd der Wiese mit der Nutzung des Schnittes erleichtert. Den Boden erreicht mehr Sonnenlicht, was die Blumenwiese und damit die Artenvielfalt fördert. Der Mahdtermin kann und sollte mit der Erntezeit abgestimmt werden, denn fachlich spricht nichts dagegen, einen Teil der Wiese eher zu mähen. Die Früchte können leichter gepflückt und beim Schütteln kann das Obst besser vom Boden aufgelesen werden. Bitte bedenken Sie, dass ein Mulchen der Wiese unnötig viele Insekten tötet und die Blumenwiese langsam verschwindet. Eine Streuobstwiese gewinnt dann richtig an Qualität, wenn alte und teilweise abgestorbene Bäume belassen werden und es unter den Bäumen blüht. Ist ein Baum ganz kaputt oder hoch krankheitsanfällig, ist selbstverständlich ein Nachpflanzen notwendig, um die Streuobstwiese dauerhaft zu erhalten. Begeistern Sie frühzeitig Ihre Kinder und Enkel von der Schönheit und dem Nutzen eines Streuobstbestandes, denn es handelt sich hier um ein generationenübergreifendes Projekt. In Kombination mit der Imkerei bietet sich hierbei die Möglichkeit, sich naturverbunden und gartenbaulich einen Ausgleich zur sonst so hektischen Welt zu schaffen.

Ich bedanke mich bei meinen treuen Leserinnen und Lesern und hoffe, auch in Zukunft weitere interessante Tipps für Sie zu haben. Für Anregungen bin ich immer dankbar, denn die Kolumne bietet auch die Möglichkeit, Hilfestellungen bei konkreten Problemen zu geben oder über Neues zu informieren.  Meist haben mehrere Menschen die gleichen oder ähnliche Fragen, aber oft fehlt die Zeit oder der Mut, diese zu stellen. Doch gerade die einfachen Fragen bilden die Grundlage für einen erfolgreichen Gartler.