Kritische Betrachtung zum Obstbaumschnitt

Im Jahr 2018 gab es eine hervorragende Apfelernte. Manchem Gartler war dies fast zu viel! Was passiert nun dieses Jahr? Der Baum hat sich sehr „verausgabt“, das natürliche hormonelle Gleichgewicht des Apfelbaumes ist gestört, weshalb dieses Jahr von einem geringeren Fruchtansatz auszugehen ist. Dies erklärt, warum Obstbäume vielfach nur alle zwei Jahre reich tragen und im Folgejahr eine geringen Fruchtbehang aufweisen. Das Phänomen nennt man Alternanz und ist bei Halb- und Hochstämmen aufgrund der Größe und folglich der aufwändigen Pflege besonders ausgeprägt. Die Sorten- und Unterlagenauswahl spielt hier zwar ebenfalls eine Rolle, allerdings ist die Pflege der erste Schritt einer Alternanz vorzubeugen oder diese zu verhindern. Der Gedanke, viele Äste beim „Winterschnitt“ wegzuschneiden ist die falsche Lösung. Der Obstbaum gerät durch diese Maßnahme noch mehr aus dem Gleichgewicht und wächst in den meisten Fällen wie wild weiter. Die sehr dicht und reichlich gewachsenen Äste tragen, mit all den Nachteilen einer zu dichten Baumkrone, nach 2-3 Jahren wieder sehr viele Früchte. Hier beginnt der Kreislauf leider wieder von vorne. Durchbrechen kann man die Alternanz nur durch einen fachgerechten Schnitt oder eine Fruchtausdünnung. Wenn die kleinen Äpfelchen etwa kirschgroß sind, werden alle überzähligen Früchte an einem Blütenbüschel entfernt – es soll nur eine schöne Frucht pro „Büschel“ übrig bleiben. Zugegeben, eine Fruchtausdünnung ist bei sehr großen Bäumen nicht machbar. Bei kleinwüchsigen Buschbäumen besteht die Möglichkeit zur Fruchtausdünnung, damit lässt sich die Fruchtqualität enorm verbessern und ein regelmäßiger Ertrag erreichen. Der Sommerschnitt ist vor allem bei  großen Bäumen eine andere Methode. Damit wird der Baum geschwächt und die vorhandenen Früchte gefördert. Auch wenn sich eine gewisse Alternanz nicht vermeiden lässt, ist eine Besserung möglich. Ist das Ziel erreicht, kann wieder herkömmlich und vorsichtig im Winter weitergeschnitten werden. Alternativ richtet man sich damit ein und akzeptiert den Lauf der Natur.