Ambrosia
eine Plage nicht nur für Allergiker
Gefährliche Pflanze breitet sich über
Vogelfutter auch im Landkreis Pfaffenhofen aus
Von Patrick Ermert
Pfaffenhofen (PK, 04.06.2007, S.
17) Sie produziert bis zu einer Milliarde Pollen pro Jahr und ist eine
echte Gesundheitsgefahr: Die Ambrosie breitet sich auch im Landkreis
Pfaffenhofen aus.
Jucken und Brennen, Niesen und Tränen, vor allem aber Atembeschwerden
bis hin zu Asthma kennen Allergiker den Sommer hindurch nur zu gut. Seit
letztem Jahr haben sie in unserem Landkreis einen neuen Feind. Im
Fachjargon heißt die Pflanze Ambrosia artemisiifolia, auf Deutsch
Ambrosie oder Beifußblättriges Traubenkraut. „Ihre allergische Wirkung
ist um ein Vielfaches höher als bei anderen Pflanzen", macht Josef
Stadier, Fachberater für Gartenbau am Landratsamt klar, dass er die neue
Bedrohung ernst nimmt.
Im vergangenen Sommer wurden Stadler die ersten Vorkommen „dieser
invasiven Pflanze mit besonderer Gesundheitsgefahr" im Landkreis
gemeldet. Auf Fachvorträgen warnte er in letzter Zeit vor ihr - und sein
lautes Trommeln fand Gehör. Simon Fottner aus Eck, Vorsitzender des
Gartenbauvereins Jetzendorf, nahm das Terrain rund um sein Vogelhäuschen
genauer unter die Lupe und wurde schnell fündig. Einen knappen halben
Meter ist „seine" Ambrosie bereits hoch. Der erste gemeldete Fall in
diesem Sommer.
„Dieser Fundort ist typisch", so Stadler. |
Die Ambrosie kann bis zu einer Milliarde Pollen pro
Jahr aussenden. Josef Stadler hat den Kampf gegen die Pflanze eröffnet.
Foto: Ermert |
Denn die Samen der
Pflanze, die im 19. Jahrhundert aus Nordamerika eingeschleppt und
schnell in Süd- und Südosteuropa heimisch wurde, tritt ihren Siegeszug
in unsere Breiten seit kurzem über verunreinigtes Vogelfutter an. Auf
offenen Böden neben Vogelhäuschen, eben wie auf dem Fottner-Hof in Eck,
gedeiht sie bestens. Außerdem schätzt die Ambrosie Brachflächen,
Schuttplätze oder Baustellen.
Ihre Gefährlichkeit
für Asthmatiker, Allergiker, aber auch
für normalerweise nicht von solchen Beschwerden verfolgte Menschen ist
beängstigend. Die Pflanze kann bis zu zwei Meter hoch werden, und ihr
männlicher Blütenstand produziert seine „Nachkommen" in rauen Mengen.
Bis zu 60 000 Samen können in einer einzigen Pflanze heranreifen, fast
eine Milliarde Pollen gebildet werden. Eine Zahl, die weit über dem
Normalen liegt. „Die Pollen fliegen von Juli bis November, also in einer
ansonsten ruhigen Zeit - und sie können bei anfälligen Menschen immense
Beschwerden hervorrufen", weist Josef Stadler auf die ernste Gefahr hin.
Als größtes Problem steht ihm bei seiner Jagd die enorme
Verwechslungsgefahr im Weg (siehe Info-Kasten).
Als Vorsorge gegen die Ambrosie fällt Stadler nur eine einzige Maßnahme
ein: „Ausrotten, alles andere hilft nichts", sagt er. Wer eine solche
Pflanze bei sich im Garten oder sonst irgendwo entdeckt, sollte
allerdings nicht unbedacht vorgehen. Am sichersten wäre es, sich bei
Josef Stadier, der unter (0 84 41) 2 73 15 erreichbar ist, oder bei
Heinz Huber, (0 84 41) 2 73 16, zu melden. „Wir kommen umgehend,
untersuchen die Pflanze und ergreifen die nötigen Maßnahmen", verspricht
der Fachberater.
So war es bei Simon Fottner, dessen Ambrosie jetzt keinen weiteren
Schaden anrichten kann. Damit weitere Fälle ähnlich glimpflich ausgehen
können, verteilt die Untere Naturschutzbehörde ab sofort Flyer und
weiteres Infomaterial in den Gemeinden und Gartenbauvereinen des
Landkreises. |
DIE AMBROSIE |
Die Ambrosie gleicht dem
gemeinen Beifuß - und außer ihm auch noch dem Gänsefuß - fast aufs Haar.
Die Unterschiede sind minimal und für Laien gar nicht so leicht zu
erkennen.
Der Stengel der Ambrosie ist deutlich behaart, anfangs grün und später
rotbraun gefärbt, die Blätter doppelt gefiedert, der Blütenstand als
gelbgrüne Ähre ausgebildet.
Die Blattunterseite der Ambrosie ist grün, beim Beifuß tendiert sie eher
ins Weißliche. Zerreibt man die Blätter und riecht daran, verströmt der
Beifuß ein besonderes Aroma, die Ambrosie nicht. Sie riecht deutlich
grasig.
Auf keinen Fall sollte man die Ambrosie mit bloßen Händen und ohne
Mundschutz berühren oder gar ausreißen. Kompostieren oder auf den
Grünstoffhof transportieren wäre ebenso falsch.
Handschuhe und Mundschutz anlegen, die Pflanze komplett mit der Wurzel
ausgraben und in die Restmülltonne werfen, lautet der fachliche Rat -
oder eben warten, bis Josef Stadler oder Heinz Huber vom Landratsamt
anrücken. |
Ambrosia - eine
unerwünschte Pflanze
Aggressive Pollen plagen
Allergiker
Erschienen im Donaukurier
Nr. 225, 29.09.2006, Seite 11
Foto und Text "AP"
Ambrosia-Pflanze kann
Heuschnupfen und Asthma auslösen
Eine aus Nordamerika
eingewanderte Pflanze lehrt Allergiker das Fürchten: Die
äußerst aggressiven Pollen der Beifuß-Ambrosia können
Heuschnupfen und Asthma auslösen.
Wer die Pflanze berührt kann außerdem einen
Hautausschlag bekommen. Im Zuge der Globalisierung hat
das Gewächs, das in Australien schlicht "asthma plant"
heißt, in Europa Fuß gefasst. Auch in Deutschland, vor
allem in Bayern und Baden-Württemberg wurden größere
Bestände entdeckt, wie der Ökologe Stefan Nawrath von
der Universität Frankfurt berichtet: "Gerade in Bayern
besteht dringend Handlungsbedarf." |
Die beifußblättrige Ambrosie hat das weltweit
stärkste Pollenallergen und macht Allergikern derzeit zu
schaffen.
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Das unscheinbare Gewächs, das
gern auf Schutthalden und an Straßenrändern wächst, kann
bis zu zwei Metern hoch werden. Es blüht spät im Jahr -
nämlich von August bis Oktober - und produziert dabei
große Mengen von Pollen, die vom Wind verteilt werden.
Experten befürchten, dass sich die Heuschnupfen-Saison
dadurch verlängert: "In Deutschland verursachen die
Frühjahrsblüher die Hauptschübe", sagt die Sprecherin
der Biologischen Bundesanstalt für Land- und
Forstwirtschaft in Braunschweig, Gerlinde Nachtigall.
Bald könnten die Beschwerden bis in den Spätherbst
hinein andauern.
40 Jahre lebensfähig. Ein
Exemplar kann bis zu 62000 Samen produzieren, die im
Boden rund 40 Jahre lang lebensfähig bleiben können.
"Die Pollen verursachen bereits in kleinen Mengen
Symptome, die für Heuschnupfen typisch sind, aber zu
einem großen teil auch Asthma", sagt der Pollenexperte
Siegfried Jäger von der Medizinischen Universität Wien.
"In den Vereinigten Staaten und in Kanada sind sie der
Heuschnupfen-Auslöser par excellence."
Das Landesgesundheitsamt im Regierungspräsidium
Stuttgart stellte bei Untersuchungen von 800
Viertklässlern fest, dass rund zehn Prozent eine
Sensibilisierung gegenüber Ambrosia-Allergenen
aufwiesen. Sie reagierten ebenfalls auf Beifuß und
Wermut - offenbar wegen der Kreuzreaktivität zwischen
diesen Pflanzen.
Eigentlich ist die Pflanze hier zu Lande kein
Neuling. "Seit 150 Jahren wird sie in Deutschland
nachgewiesen", sagt Uwe Starfinger, wissenschaftlicher
Angestellter bei der Biologischen Bundesanstalt für
Land- und Forstwirtschaft. "Aber man hat sie in der
Regel nicht an derselben Stelle wieder gefunden, da sie
meist keine reifen Samen bildete. Das ist jetzt etwas
anderes." Der warme Herbst des letzten Jahres sei der
Pflanze gut bekommen. Generell vermuten Experten, dass
die globale Klimaerwärmung den Vormarsch der Ambrosia
begünstigt.
Die Beifuß-Ambrosie mag es warm, aber nicht zu trocken.
Sie gedeiht vor allem in offenen Böden. Da ihr zudem
Salz nichts anhaben kann, wächst sie besonders gerne an
Straßenrändern: "Am Rand der Autobahn ist es warm und
feucht, außerdem wer-den die Samen mit dem Fahrtwind
verteilt", warnt Ökologe Nawrath. Für den Laien sind die
Pflanzen allerdings schwer zu erkennen, da sie leicht
mit dem gewöhnlichen Beifuß verwechselt werden können.
Charakteristisch sind für die Ambrosia die
Blütenstände: Die Blütenkerze ist bis zu 15 cm lang und
grünlich. Die gelbgrünen Blütenköpfe sind daran wie
Trauben ange-ordnet daher trägt die Pflanze auch den
Namen "Traubenkraut". Bei Nawrath, der der-zeit die
Verbreitung der Pflanze in Deutschland erfasst, haben
sich bereits hunderte Anrufer aus dem gesamten
Bundesgebiet gemeldet, weil sie im Garten eine Ambrosie
entdeckt haben.
Wer eine verdächtige Pflanze im Garten hat, sollte sie
möglichst vor der Blüte mitsamt der Wurzel herausreißen.
Dabei sollte man Handschuhe tragen, um ein Kontakt-ekzem
zu vermeiden. Nawrath rät, anschließend vorsichtig einen
Plastiksack über die Pflanze zu stülpen, um eine weitere
Pollenabgabe zu vermeiden.
Gilt es mehrere Pflanzen zu entfernen, sollte man dabei
einen Atemschutz tragen. Wer größere Bestände außerhalb
von Gärten entdeckt, sollte sie den zuständigen Behörden
melden. |
Weitere Links zum Thema:
www.ambrosia.de
Aufrechte Ambrosie (PDF)
Beifußblättriges Traubenkraut
Beifußblättriges Traubenkraut (Wikipedia)
Vorsicht Ambrosia
Beifußblättriges Traubenkraut, Wilder Hanf
Ambrosia - eine unerwünschte Pflanze (siehe dort Pkt.
8)
Ambrosia-Allergie (br-online) Weitere links finden Sie unter www.google.de
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